Reform wohnen
Eine erste Leistungsschau zeigt der Deutsche Werkbund 1914 auf einem direkt am Rhein gelegenen Gelände in Köln. Die Ausstellung spiegelt das bunte Panorama im Werkbund vertretener Architekturauffassungen wider. Besondere Beachtung fi nden die Bauten der jungen Architekten Walter Gropius und Bruno Taut. Unter der Leitung Georg Metzendorfs entsteht mit dem sogenannten „Niederrheinischen Dorf“ eine komplette Mustersiedlung. Obgleich nicht spektakulär gibt sie Impulse für eine Neuorientierung im Siedlungsbau und löst eine Renaissance der Backsteinarchitektur aus. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird die Ausstellung im August 1914 vorzeitig geschlossen. Das Gelände wird dem Militär übergeben.
1914 findet parallel zur Kölner Werkbund-Ausstellung in Darmstadt die letzte Schau der Künstlerkolonie statt. Den Mittelpunkt bildet hier die Mietshausgruppe Albin Müllers am Olbrichweg. Aus Kostengründen können nur acht Häuser der ursprünglich doppelt so groß geplanten Anlage gebaut werden. Die mehrfach gegliederten Fassaden lassen eine deutliche Abgrenzung der einzelnen Häuser und Geschosse erkennen. Wie auch andere Werkbundmitglieder lehrt Albin Müller an den Großherzoglichen Lehrateliers für angewandte Kunst. Hier entsteht die Gebrauchskunst, mit der die Häuser der Künstlerkolonie und auch viele öffentliche Bauten in Darmstadt ausgestattet werden.
Auch in Darmstadt endet die Ausstellung abrupt mit dem Kriegsausbruch. 1918 dankt Großherzog Ernst Ludwig ab. Formell besteht die Künstlerkolonie bis 1929 weiter. In den zwanziger Jahren prägt das Neue Bauen den Deutschen Werkbund. Gezeigt werden Bauten der neuen Stilrichtung insbesondere bei der Werkbund-Ausstellung „Die Wohnung“ 1927 in Stuttgart. Besondere Attraktion ist hier die internationale Bauausstellung einer Siedlung am Weißenhof. Dies bleibt allerdings ohne direkten Einfluss auf Darmstadt.