Impulse aus Darmstadt
Um 1900 beginnt für Darmstadt die kulturell bedeutendste Phase der Stadtgeschichte. Geprägt wird sie vom jungen Großherzog Ernst Ludwig. Mit seinem Leitspruch „Mein Hessenland blühe und in ihm die Kunst“ verbindet er erstmals Industrie, Kultur und Kunst. In diesem Sinne gründet Ernst Ludwig 1899 die Künstlerkolonie in Darmstadt. Sieben Künstler, darunter der Architekt Joseph Maria Olbrich und der Maler Peter Behrens, folgen dem großherzoglichen Ruf auf die Mathildenhöhe. Die Förderung von Kunst soll zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region und Glanz der Residenzstadt beitragen.
Einen ersten internationalen Auftrag erhalten die Darmstädter Künstler für die Pariser Weltausstellung 1900. Nach dem Entwurf von Olbrich statten sie ein Empfangszimmer aus, das sogenannte „Darmstädter Zimmer“. Durch seine Modernität hebt es sich vom traditionellen Programm der Weltausstellung ab, das sich auch in Gestalt des „Deutschen Hauses“ am Ufer der Seine dokumentiert.
Ein Jahr später zeigen die Künstler ihr Können erstmals auch auf der Mathildenhöhe mit der Ausstellung „Ein Dokument deutscher Kunst“. Diese findet als erste Bauausstellung im Zuge der Lebensreformbewegung international Anerkennung. Formenreiche Wohnhäuser und Arbeitsstätten entstehen, die bis hin zur Innenraumgestaltung und zum Dekor der Fassaden der neuen Ästhetik entsprechen. Ein Beispiel hierfür ist das Haus des Geschäftsführers der Künstlerkolonie, Wilhelm Deiters. Darmstadt mit seinen Jugendstil-Bauten wird zum impulsgebenden Zentrum der europäischen Kunstszene.